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Heilige Maria

Heilige Maria am rechten Seitenaltar der Parsberger Kirche

 

Das Bild zeigt die Madonna mit Kind über dem Ort Parsberg. Es stammt aus der klassizistischen Umgestaltung unserer Kirche. Es ist signiert mit „L. Glötzle, 1886“ wie auch der Hl. Emmeram am linken Seitenaltar. Ludwig Glötzle war damals durchaus eine lokale Berühmtheit. Er hat viele Kirchen in seiner Allgäuer Heimat ausgemalt, aber auch Bilder für die Münchner Hl.Geist-Kirche und den Salzburger Dom geschaffen.

Das Bild ist mit Sicherheit speziell für die Parsberger Kirche gemalt worden, denn links unten ist unser Dorf abgebildet.

Im Dorf brennt es und Maria wird zu Hilfe gerufen. Sie erscheint vor dem Hintergrund der hell auflodernden Flammen. Sie hält ihre schützende Hand über das Dorf.

Der eigentliche Mittelpunkt des Bildes ist aber der Jesusknabe, der uns freundlich, aber fest anblickt. Zu Recht: Er hält ja auch die ganze Welt in seiner Hand.

 

Von Frau zu Frau (Zum Parsberger Marienbild )

Mit meinen Freundinnen saß ich zusam­men, und wir haben uns über weibliche Rollen in unserem Leben unterhalten. Über eine Rolle aber waren wir uns einig, eine Freundin sein und eine Freundin haben, das mochte jede von uns. Mag sein, dass das auch ein Grund ist, warum seit Beginn der Kirche Maria besonders bei den Frauen eine so große Verehrung genießt. Sie war eine Frau, die in einer Männerwelt lebte. Und in ihren unbeachteten gesellschaft­lich abgegrenzten Raum kommt Gottes Bot­schaft. Sie wird gefragt, ihr Ja ist Not-wendend, im wahrsten Sinne des Wortes. Für alle Frauen, die in Männergesellschaften nur einen be­stimmten Raum einnehmen und viele Begren­zungen und Fremdbestimmungen erfahren, ist das eine hoffnungsvolle Aufwertung.

 

Den Tod riskieren

Maria, eine sehr junge Frau, nimmt diese Herausforderung Gottes an. Ein Kind mit unbekanntem Vater zu erwarten bedeutet den Tod riskieren, denn das Gesetz schreibt in diesem Fall die Steinigung vor. Dass sie in Josef einen Mann findet, der sie schützt und beglei tet, kann sie nicht erwarten, nur hoffen. Hoch schwanger muss sie sich auf den Weg machen in eine fremde Stadt, in der sie nicht willkom men ist und bringt ihr Kind in einem Stall zur Welt. Als ihr Sohn erwachsen ist, beginnt für sie diese schmerzhafte Zeit. Er wendet sich von ihr ab, er hat einen Auftrag zu erfüllen, er geht konsequent und radikal seinen Weg und der endet am Kreuz. Eine leid geprüfte Mutter hält ihren toten Sohn in den Armen. Der Sohn dieser Frau ist eine Herausforderung Gottes an die Welt und gleichzeitig ist er auch ihr Erlöser.

 

 

Frauen vieler Generationen haben sich in dieser Muttergestalt der Maria wiedergefun­den. Ihre Geschichte, ist die Geschichte von Frauen, Das Ja zu einem Kind unter schwierigen Umständen, die Freude und die Hoffnung, dass aus dem Kind etwas besonderes wird, die schmerzhafte Entfremdung, die Miss­verständnisse, die Auseinandersetzungen und die Verletzungen, wenn die Kinder ihr eigenes Leben aufbauen. Der Schmerz, wenn die Hoff­nungen scheitern. Bis dahin, dass Kinder von ihren Müttern beerdigt werden müssen. Für all das finden die Frauen Verständnis bei Maria. Die Gefühle, die bei diesen Situationen durch­lebt werden müssen, hat Maria auch empfun­den. Deshalb ist es leichter mit ihr darüber zu reden und ihr das eigene Leben anzuvertrauen. Von Freundin zu Freundin, von Mutter zu Mut­ter oder auch von Tochter zu Mutter.

 

 

Auf die innere Stimme vertrauen

Die modernen Frauen unserer Gesellschaft identifizieren sich nicht mehr so intensiv mit der Mutterrolle. Sie kämpfen um Anerkennung ihrer Person oder ihrer Leistungen in Beruf und Ehrenamt. Sie wollen unabhängig sein und einen eigenen Lebensentwurf gestalten, der nicht von gesellschaftlich gewachsenen Spiel­regeln bestimmt ist. Deshalb ist ihnen auch das Marienbild, das die Kirche vermittelt oder das in der Volksfrömmigkeit gewachsen ist, suspekt. Sie gehen auf die Suche, nach einer eigenen Marienvorstellung. Die tanzende Maria, die das Magnifikat singt und darin deutlich macht, dass Gott alle bestehenden Werte umkehrt, Mächtige vom Thron stürzt und Ohnmächtige erhebt, Hungernde beschenkt und Reiche leer ausgehen lässt, der treu zu seinem Wort steht und die rettet, die ihm glauben. Hier ist sich Maria bewusst, dass mit ihrem Ja das Erlösungswerk Gottes auf Erden beginnt. Auch selbstbewusst glaubende Frauen kehren heute die Bilder um und sehen in Maria eine starke, kluge und auch theologisch kenntnis­reiche Frau.

 

 

Unabhängig von gesellschaftlichen Normen trifft sie ihre Entscheidung und ver­traut auf ihre eigene innere Stimme und ihren Glauben an Gott. Das Leben von uns Frauen ändert sich, doch die vielen Bilder, die sich von Maria entwickelt haben, bieten immer wieder eine Möglichkeit, die Höhen und Tiefen des Lebens mit Hoffnung anzuschauen.

von Gertrud Brem,

aus: KA + das zeichen, Zeitschrift der Pallottiner, mit frdl. Genehmigung der Autorin.