Die Karmelitin Schwester Hedwig Maier

(aus der Pfarrei Parsberg, hat bis 2003 in Leitzach gewohnt).

 

Welche Erwartungen hatten Sie an das Kloster ?

Ich habe einmal Schweige-Exerzitien gemacht. Es ging um das „innere Gebet“ und um Frauengestalten wie Theresia von Avila. Da habe ich gespürt, dass ich mehr „gelebte Freundschaft mit Gott“ haben möchte. Dieser Wunsch hat letztlich zu meinem Eintritt in den Karmel geführt.

Natürlich habe ich vor meinem Eintritt auch Zweifel gehabt. Ich war nämlich gern Erzieherin und ich habe mich schon gefragt: „Was lasse ich da alles hinter mir?“ Aber dann stand doch die Überlegung im Vordergrund, was mir wichtig ist. Und es war mir klar: Gott soll eine andere Rolle in meinem Leben spielen als bisher.

Haben sich die Erwartungen erfüllt ?

Hier machen wir zweimal täglich eine Stunde Meditation – oder auch „inneres Gebet“ – wie Sie es nennen mögen. Deswegen halten wir das Schweigen, deswegen sind wir ein kontemplativer Orden. Es geht um das Gespür für die Gegenwart Gottes und das Leben in der Gemeinschaft.

Welche Rolle spielt die KZ-Gedenkstätte direkt neben dem Kloster?

Man denkt nicht jeden Tag daran, immer aber an Tagen wie dem 29. April, dem Tag der Befreiung und am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag. Und: Das KZ ist als Hintergrund oft dabei. Oftmals denke ich an die Ungerechtigkeit der NS-Herrschaft und ich frage mich: Wie hätte ich mich verhalten in dieser existenziellen Bedrohung? Wo war da Gott?

Ich habe Bücher darüber gelesen, wie gerade diese Frage für viele Menschen zur Glaubensfrage wurde – insbesondere für Juden. Aber ich denke mir auch: Gott ist diesen Weg mit den Menschen mitgegangen.

Haben Sie einen Ratschlag für uns ?

Wer seinen Glauben schätzt, soll beim Gebet bleiben, soll Gott nicht auslassen. Auf ihn gehen wir alle zu.

Wir haben gelegentlich Firmgruppen im Kloster. Die jungen Leute gehen schon ihren Weg. Die Pfarrei soll sich nicht an Äußerlichkeiten festmachen, nicht althergebrachte Formen verteidigen. Junge Leute kann man z.B. nicht zum Rosenkranz hinschieben.
Ich war einmal bei einem Jugendgottesdienst mit Hard-Rock-Musik, die aber einen tiefgehenden Text hatte. Auch die jungen Leute machen sich Gedanken über Gott.

Bleiben wir offen für den Geist Gottes, der uns nicht verlässt.