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VIII. Kreuzwegstation

Jesus begegnet den weinenden Frauen

 

Kreuzwegbild in der Parsberger Kirche, Mitte 19. Jahrhundert Historismus / Nazarenerstil, möglicherweise Teil der Renovierung von 1883, später durch modernen Kreuzweg ersetzt, seit etwa 25 Jahren wieder in der Kirche.

 

Einige Frauen werden Zeugen dessen, was Jesus erdulden muss. Ihre Hilflosigkeit lässt sie jedoch nicht abstumpfen. Offen bekunden sie ihr Mitleid. Jesus sagt zu ihnen: Ihr Frauen von Jerusalem,
weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!

 

Wir selbst können jederzeit Opfer der Grausamkeit und der Unduldsamkeit werden, die jetzt andere treffen. Wir bestimmen das Klima und die Atmosphäre mit, die in unserer Gesellschaft herrschen.

 

 

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Der Nazarener-Stil: verpönt, weil unbekannt ?

 

Die Kreuzwegbilder in unserer Kirche sind im „Nazarenerstil“ gemalt, dem mancher heute mit berechtigter Skepsis begegnet. Deshalb etwas Information darüber: Diese romantisch-religiöse Kunstrichtung im 19. Jh. zielte auf eine Erneuerung der Kunst auf religiöser Grundlage als Antwort auf den erstarrenden akademischen Klassizismus. Ursprünglich war es ein Spottname wegen der Haartracht der Künstler. Ihre Vorbilder waren die deutsche Malerei des 16. Jh. und die frühe italienische Hochrenaissance. Sowohl Raffael als auch Albrecht Dürer hatten diese Haartracht getragen.

Kennzeichen des Nazarener-Stils:

  • Klare, konturierte Form

  • Zeichnung hat Vorrang gegenüber Farbe

  • Menschliche Figur im Zentrum

  • Farbe soll Szenen verinnerlichen und vergeistigen

  • Lichtführung vorrangig, leitet zu den zentralen Figuren hin

  • Ruhe, Innerlichkeit, Ernst

  • Gesichtsausdruck der Dargestellten ernst und verinnerlicht

  • Geringe räumliche Tiefenwirkung, Kulissenhaftigkeit

Erst im 20. Jahrhundert kam der Nazarenerstil richtig in Misskredit, vor allem wegen der schlecht gedruckten „Schlafzimmerbilder“, die sich an die Stilrichtung anlehnten. Heute stünde einer neuen Akzeptanz dieses Stils nichts mehr entgegen.