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Zu frühe Firmung, Verlogenheit und Glaube im Alltag

Verbundenheit mit der Kirche, schon länger ?

Ich gehe sehr unregelmäßig in die Kirche. Wenn ich mit einer Messfeier nichts anfangen kann, bleib ich sitzen und gehe nicht zur Kommunion. Das ist heute auch noch so, aber jetzt ist auch etwas Pflichtbewusstsein dabei, weil ich die Kinder hinführen will auf ein Leben mit der Kirche.

Worauf käme es an, was wäre schön ?

Es gibt mir am meisten, wenn ich mich angesprochen fühle. Wenn das Wort Gottes für mich alltagsrelevant ist oder verständlich dargestellt, vielleicht mit mehreren Sinnen zu erfassen ist. Wenn nur etwas runtergelesen wird, da steckt kein Herzblut drin, dann gibt’s mir einfach auch nichts.

Bedeutung von Kirche in Deiner Jugend ?

Ich komme aus einer „tiefkatholischen“ Familie. Wir sind jeden Sonntag in die Kirche gegangen, manchmal auch unter der Woche. Maiandacht: jede. Meine Erinnerungen an die Jugendgruppe sind hauptsächlich an unseren Jugendraum gekoppelt und an die „Altenehrung“, für die wir regelmäßig Werner Meier (Kabarettist) als Gitarrenbegleitung verpflichtet haben.

Ich habe mich gefragt, warum die Firmung gerade zu diesem Zeitpunkt ist, wo sich doch viele Jugendliche nach der Firmung von der Kirche abwenden. Auch den Glauben überhaupt nicht mehr zelebrieren. Wenn sie so kritisch sind, es total ablehnen.

Und wie war es bei Dir mit 18 oder 20?

Als ich meine eigene Wohnung gehabt habe, habe ich verschiedene Gottesdienste an verschiedenen Orten besucht und mir einen ausgesucht, zu dem ich dann oft hingegangen bin. Das war immer ein Familiengottesdienst, da habe ich wenigstens was davon verstanden. Es hat mich immer gestört, dass Gottesdienste so monoton ablaufen. Da hab ich dann oft einfach abgeschaltet und die feststehenden Phrasen mitgebrabbelt.

Was sagt Dir das Glaubensbekenntnis?

Ich habe ganz lang an der Kirche als Institution gezweifelt. Bei der Stelle mit der Hl. Katholischen Kirche habe ich mir gedacht: Ich gehe zum Gottesdienst, weil ich an Gott glaube, aber nicht an die Kirche, weil die so verlogen ist. Weil es in der Kirche so oft Leute gegeben hat, die über Leichen gegangen sind und die immer noch über Leichen gehen.

Da gibt es den Zölibat, und trotzdem werden von der Kirche drei Kinder bezahlt. Und wenn dann ein Pfarrer so ehrlich ist und sagt: Ja, ich habe ein Verhältnis mit jemandem, aber ich glaube an Gott und ich möchte gern den Dienst in der Seelsorge weitermachen, der darf es nicht und das verstehe ich nicht.

Einwand: Schon Petrus hat Jesus verleugnet.

Aber der Petrus hat das bitter bereut und die in der Kirche gehen über Leichen und bereuen nichts. So schaut's aus.
Nochmals zum Credo: Ich habe lange diesen Teil mit der Kirche ausgelassen. Jetzt sage ich: Ich glaube an die Christliche Kirche. Ich singe auch im Gospelchor, der ist ökumenisch, da sind mindestens genau so viele Katholiken wie evangelische Menschen drin. Wir singen sowohl in katholischen wie in evangelischen Gottesdiensten. Was in einem evangelischen Gottesdienst zelebriert wird, gefällt mir besser als im katholischen. Er ist natürlicher, nicht so sehr an die festgeschriebenen Phrasen gebunden.

Wie ist es mit dem Glauben im Alltag?

Wenn ich etwas ganz stark fühle, Dankbarkeit, Freude oder Trauer, dann bete ich ein Stoßgebet. Kleine Zwiesprache mit Gott. Das kann einmal am Tag sein, das kann auch mehrmals sein. Außerdem rede ich mit meinen verstorbenen Eltern. Vielleicht denke ich aber auch nur an sie. - Ich bin der Überzeugung, dass man wiedergeboren wird, dass die Seele entweicht und bereit ist für einen anderen Körper. Diese Vorstellung habe ich, seit ich mich am Ende meiner Teenie-Zeit mit Hypnoseberichten über frühere Leben und Wiederbelebte befasst habe. Warum kann ich nicht behalten, was ich mir angeeignet habe, meine eigene Überzeugung? Ich finde es wichtig, dass Religion eben kein „Opium fürs Volk“ ist.
Was hältst Du vom Jesus der Evangelien ?
Da sage ich erst einmal, die Evangelien sind erst lange nach Jesu Tod geschrieben worden. Es gibt auch welche, die unter Verschluss gehalten werden und solche die verloren gegangen sind. Es muss aber einen Jesus gegeben haben. Denn sonst hätte man ja nicht eine neue Zeitrechnung aufgemacht. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass sich der christliche Glaube geformt hätte, wenn es keinen realen Anlass dazu gegeben hätte

Sonderschullehrerin, 2 Kinder