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Jesus, das Konzil und Fehler der Kirche

Worum ging es Jesus deiner Meinung nach ?

Es geht darum den anderen Leuten so wenig wie möglich Schwierigkeiten zu machen. Wenn man mit jemand zusammenarbeitet und der tut die Dinge nicht genau so, wie man es haben möchte, dann sollte man ihn nicht gleich zusammenpfeifen, sondern überlegen, warum hat der es jetzt so gemacht, vielleicht war es grundlos, dass ich ihn zusammengepfiffen habe. Generell: geduldig sein. Geduld ist eine Tugend, die sich eindeutig aus dem Nächstenliebe-Gebot ableitet.

Welche guten Erfahrungen hast du mit der Kirche ?

Bei den guten Erfahrungen steht einmal jedes Pfarrfestl. Die Abendgottesdienste am Samstag werden mir fehlen. Die waren zwar nie stark besucht, aber immer eine nette Alternative zum Sonntag. Ich bin im Übrigen einer von denen, die sagen: Wir haben in Parsberg eine Kirche, was soll ich in Miesbach.

Und der Pfarrverband ?

Die interne Konkurrenz im Pfarrverbands ist nicht gut. Manchmal geht das schon zu weit mit den Differenzen. Vielleicht gäbe es aber die Pfarrgemeinden auch nicht mehr, wenn nicht jede stolz darauf wäre, sie selber zu sein.

Was stört Dich an der Kirche ?

Störend finde ich, dass die Kirchen die jeweils anderen Richtungen bekämpfen. Nehmen wir nur einmal die kath. und evang. Kirche, wie sich die gegenseitig „beschleichen“. Wie Raubtiere, wo keines dem anderen wirklich traut. Ich glaube nicht, dass Jesus gemeint hat: Jetzt streitet einmal, wer Recht hat.

Vor 50 Jahren wurde das Konzil eröffnet ...

Da ist ja die katholische Religion eine sehr liberale Religion. Es kommt nur nicht überall so an. Bei jungen Leuten meines Alters gilt der Glaube teilweise durchaus als „uncool“. Dabei haben viele unserer Regeln durchaus Sinn. Wenn man aber - nach vielem Nachdenken – in einer Regel keinen Sinn erkennen kann, dann gilt, dass ich mich dem auch widersetzen darf.

Was sagt Dir heute das Konzil ?

Wenn nicht einiges umgesetzt worden wäre, z.B. Messen in deutscher Sprache, dann wären noch wesentlich weniger Leute in der Kirche. Die Kirche gilt in der Bevölkerung heute trotzdem als altmodisch. Was sie ja eigentlich, genau betrachtet, nicht ist.

Wo ist sie altmodisch, wo ist sie es nicht ?

Ich finde, die Kirche ist etwas, was der Gesellschaft fehlt. Es ist ein Ort, wo sich die Leute treffen können, wo sie etwas miteinander machen, wo Gemeinschaft unter den Leuten besteht. Deshalb finde ich auch, dass die „Zuag'roasten“ mit in die Kirche gehen sollten. Die sollten mit in die Gemeinde aufgenommen werden. Sonst bleiben die ewig die Aussenseiter.

Sind die „Gebote“ auch altmodisch?

Die Gebote sind ja nicht da, um die Menschheit zu quälen. Die Gebote, die verhindern, dass man seinen eigenen Vorteil haben kann, die findet man nicht toll. Hauptsache, ich habe meinen Vorteil. - Nehmen wir einmal die Ehe. Die sorgt dafür, dass zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren und nicht einer den anderen ausnutzt. Das findet in meiner Altersgruppe wenig positive Resonanz.

Wie denken die über die Ehe?

Ich kenne viele Jugendliche, die sagen, wenn ich erwachsen bin, werde ich heiraten, sobald ich es mir leisten kann. Andere sagen. Heiraten ? Ganz sicher nicht. Ich bin doch nicht blöd.

Und die Beichte ... ?

Ich finde, die Beichte ist eine schöne Sache. Da spricht man aus, was einen belastet. Es gibt ja Sachen, über die redet man nicht so leicht. Die kann man dann in der Beichte sagen. Das gibt einem dann immer wieder ein gutes Gefühl.

Gute Leitsätze der Kirchen ... ?

Es gibt so viele gute Leitsätze, nicht nur in der katholischen Kirche. Ich finde es schade, dass vieles davon nicht umgesetzt wird. Nehmen wir nur das Gebot der Nächstenliebe und dass alle Leute gleich sind. Es werden aber trotzdem wieder Leute ausgegrenzt. Zum Beispiel die Lesbischen. Obwohl es den Grundsatz gibt, dass alle gleich wären.

Wie geht die Kirche mit eigenen Fehlern um ?

Die Kirche als Institution tut sich schwer damit, zuzugeben, dass sie auch einmal Fehler gemacht hat. Sie hat ewig lang gebraucht, auf die Reformation zu reagieren. Um dann festzustellen: „Dran wäre ja schon was“.

Abiturient